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Yoga & Ayurveda: Von den Elementen, Doshas und einem gemeinsamen Ziel

Aktualisiert: 8. Okt. 2019

Yoga – klar! Aber Ayurveda – what? Das erste Mal bin ich vor etwa vier Jahren mit Ayurveda in Berührung gekommen – eine Massage, die mir meine Mutter geschenkt hatte. Der Klassiker! Und wahrscheinlich die verbreitetste Assoziation, die man hat, wenn man an Ayurveda denkt: Wellness. Aber als ich lernte, was eigentlich dahintersteckt, was für ein kluges und aufschlussreiches, ganzheitliches System hinter dem im ersten Moment etwas fremd anmutenden Wort steht, war ich vor allem eins: fasziniert!


Ayurveda – was ist das und was hat das mit Yoga zu tun?


Ayurveda [ayuh = Leben; veda = Wissenschaft] bedeutet also wörtlich übersetzt „die Wissenschaft des Lebens“! Wow… Ist das nicht großartig? Eine Wissenschaft, die sich mit dem wohl umfangreichsten und spannendsten Thema überhaupt beschäftigt – dem Leben selbst – und das vollumfänglich. Schauen sich andere Systeme oft nur einen Teilbereich genauer an, schafft Ayurveda einen ganzheitlichen Ansatz, der medizinische, philosophische, psychologische, ja sogar soziale und ökologische Aspekte zusammenbringt. Das komplette Paket sozusagen. Und das Tolle dabei ist, dass es dies in einer sehr einfachen und leicht verständlichen Art und Weise tut, die nicht nur nachvollziehbar, sondern vor allem – und da schlägt mein „rationales“ Herz höher – einfach sehr logisch daher kommt.


Seinen Ursprung hat Ayurveda – wie Yoga auch – in Indien und den Begriff findet man in den über 5000 Jahre alten Texten der Veden wieder. Übrigens die ältesten Schriften die es auf der Welt gibt. Die Lehre gilt ebenfalls als älteste ganzheitliche Heilkunst, die seit jeher das Ziel verfolgt das Gleichgewicht von Körper und Seele eines Menschen, sowie zwischen diesem und seiner Umwelt, herzustellen und aufrechtzuerhalten.


Kommt dir bekannt vor? Auch im Yoga geht es darum Körper, Seele und Geist in Einklang zu bringen, sich zu verbinden und eine Harmonie herzustellen. So verfolgen Ayurveda und Yoga quasi dasselbe Ziel. Nicht umsonst werden diese zwei Ansätze oft als „Schwester-Wissenschaften“ bezeichnet. Stehen im Yoga körperliche, spirituelle Praxis und Meditation im Vordergrund, arbeitet man im Ayurveda zusätzlich mit Ernährung, reinigende und nährende Behandlungen und dem individuellen Lebensstil als solchen. Gemeinsam bilden sie ein unschlagbares Team für ganzheitliche Gesundheit. Sie lassen sich gut mit einander verbinden und ergänzen sich einfach ganz wunderbar.


Die fünf Elemente – Wieso eigentlich fünf und was hat es eigentlich mit den Doshas auf sich?


Wir alle kennen sie, die Grundelemente, die unsere Natur ausmachen: Erde, Wasser, Feuer und Luft. Eins, zwei, drei, vier… und das Fünfte? Im ayurvedischen Verständnis gehört auch das Element Äther – oder Raum – dazu. Diese fünf Elemente spielen im Ayurveda eine entscheidende Rolle und bilden die Basis für Alles. So findet man sie eben nicht nur in der Natur wieder, sondern sie machen auch unser Wesen und unseren Körper aus, der dabei wie ein eigener kleiner Mikrokosmos gesehen wird. Die Elemente herrschen in unterschiedlichen Ausprägungen in jedem von uns vor und machen uns zu dem was wir sind – jeden Einzelnen von uns.


Das ist in meinen Augen das Besondere am Ayurveda – es erkennt die Individualität eines jeden Menschen an. Denn so ist es nun einmal: Jeder Mensch ist anders, hat unterschiedliche Bedürfnisse, bringt verschiedene Voraussetzungen mit und braucht unterschiedliche Dinge, um glücklich und gesund zu sein. So geht man davon aus, dass man von Geburt an seine ganz individuelle Zusammensetzung der fünf Elemente mitbringt – seine natürliche Konstitution oder „Dosha“.


Dosha? Hä? Ein Begriff an dem man im Ayurveda nicht vorbei kommt.


Doshas sind die drei grundlegenden Prinzipien oder Konstitutionstypen, die in der Natur und im Körper vorherrschen – sie heißen Vata, Pitta und Kapha. Diese Prinzipien sind alle in einem jedem von uns vorhanden, allerdings zu unterschiedlichen Anteilen, was uns so von Natur aus einzigartig und individuell macht. Es gilt diese Anteile in unserer natürlichen Balance zu halten, damit wir uns gut, ausgeglichen und gesund fühlen. Krankheit entsteht demnach laut Ayurveda nämlich dann, wenn unsere ursprüngliche Zusammensetzung der Doshas – unsere Prakrikti – oft beeinflusst von äußeren Faktoren, sowie dem eigenen Verhalten und Lebenstil, aus der Balance gerät.


Schauen wir uns die drei Doshas kurz genauer an:


Das Vata-Dosha ist das „Prinzip der Bewegung“. Es besteht aus den Elementen Luft und Äther. Wenn wir uns Raum und Luft vorstellen, denken wir an Weite, Wind, Leichtigkeit und Schwung. Passt gut, denn Vata steuert unsere Atmung, Kreisläufe, unser Nervensystem und eben alles, was sich in unserem Körper bewegt. Sein Sitz wird dem unteren Bereich des Oberkörpers, besonders dem Dickdarm, zugeschrieben.


Ein Mensch mit einem hohen Vata-Anteil hat meist einen feingliedrigen, leichten Körperbau und ist vom Wesen her im ausgeglichenen Zustand flexibel, kreativ, anpassungsfähig und auch voller Tatendrang. Gerät es außer Balance geht das emotional oft mit Nervösität und Ängsten, körperlich mit Schlaflosigkeit und zum Beispiel Blähungen (Luft im Bauch) einher.


Das Pitta-Dosha ist das „Prinzip der Transformation“. Die vorherrschenden Elemente sind hier Feuer und Wasser. Und Feuer + Wasser = ? – Säure! Es reguliert also unsere biochemischen Vorgänge, wie z.B. unsere Verdauung (wir denken mal an unsere Magensäure) und Stoffwechsel. Sein Sitz im Körper liegt somit auf Höhe des Nabels, sprich des Magens, des Dünndarms und der Leber.


Ein Mensch mit hohem Pitta-Anteil liegt körperlich meist einfach im guten Durchschnitt: mittelschwerer, athlethischen Körperbau, durchschnittliche Größe, mittel stark… Pitta-Typen sind im ausgeglichenen Zustand analytisch stark, gute Redner und haben einen scharfen Intellekt. Geraten sie aus der Balance neigen sie zu Wut und Zorn und haben auf körperlichen Ebene oft mit Übersäuerung, Ausschlag und Entzündungen zu tun.


Das Kapha-Dosha ist das „Prinzip der Statik“. Die dazugehörigen Elemente sind Erde und Wasser. Und auch hier… was ergibt Erde+Wasser? Lehm! und das nutzen wir ja bekanntlich seit jeher als stabile Bausubstanz. Es steht für unsere Stabilität und reguliert unsere Körperstrukturen, unser Immunsystem und sitzt in unserem Brustraum.


Ein Kapha-Typ zeichnet sich durch seinen stabilen, kräftigen Körperbau aus und ist im balancierten Zustand der Fels in der Brandung, sehr liebevoll, mitfühlend und fürsorglich. Nicht in Balance werden sie bequem, antriebslos, neigen zur Lethargie und körperlich zu Verschleimungen und Gewichtszunahme.



Yoga und die Doshas – wie passt das zusammen?


Je nachdem mit welcher Konstitution wir zu tun haben und welches Dosha es auszugleichen gilt, so sind auch unterschiedliche Yogastile und -übungen für uns mehr oder weniger geeignet.


Einem hohen Vata-Anteil tun erdende Übungen als Ausgleich zur Luftikus-Mentalität gut und auch beruhigende Stile, wie Yin Yoga oder sanftes Hatha Yoga sind zu empfehlen. Auch Konzentrationsübungen, die ausgleichende Wechselatmung und ausgedehnte Entspannungsphasen sind meist eine gute Idee.


Während Pitta-Typen von Natur aus eher zu herausfordernden Yogaeinheiten „Ja“ sagen, bei denen viel geschwitzt und „geleistet“ wird, tut ihnen zum Ausgleich aber eigentlich eine weichere Praxis gut, ohne Leistungsgedanken, wie sanfte Flows, eine eher statische Praxis oder restorativer Yoga. Kühlende Atemübungen und Pausen in Form von Zwischenentspannungen sind ebenfalls super für den Pitta-Ausgleich geeignet.


Und die „Kaphas“? Die mögen wahrscheinlich eben solche ruhigen, „yin-igen“ Stunden am liebsten, aber aktivierende, kraftvolle, dynamische Stile, wie Vinyasa Flow oder Poweryoga wären hier im ausgleichenden Sinne die bessere Alternative. Auch herzöffnende Haltungen für den Brustkorb sind hier zu empfehlen.



Und noch etwas… die Jahreszeiten – haben die etwa auch etwas mit Ayurveda zu tun?


Wenn wir an die Natur denken, fallen uns ganz sicher auch schnell unsere Jahreszeiten ein – Frühling, Sommer, Herbst und Winter! Und ja, auch sie spielen im Ayurveda eine Rolle, denn sie werden durch die Elemente und die jeweiligen Doshas beeinflusst und wirken sich auf unser Befinden und unsere Balance aus.


Herbst und früher Winter (Oktober – Januar):

Es wird kühl, rau und windig. Windig? Welches Element dominiert hier wohl? Richtig – Luft und Raum. Herbst ist Vata-Zeit. Das bedeutet, dass durch den erheblichen Überschuss hier dieses Prinzip schneller aus der Balance gerät. Um dem entgegen zu wirken sollten wir für Wärme sorgen (kuschelige Pullover, Wärmflasche, Tee) und uns gut „nähren“ – z.B. mit reichhaltigen Suppen und Eintöpfen – und auch in unsere Yogapraxis tut es gut, erdende Haltungen, wärmende, sanfte Sonnengrüße und beruhigend, entspannende Elemente einfließen zu lassen.


Später Winter und Frühling (Februar – Mai):

Wenn der Winter kommt, kommen auch nasskalte Tage auf uns zu – mit Schnee und klirrender Kälte. Der Frühling kommt ebenfalls erstmal mit verregneten, kühlen Tagen daher. Nass, feucht und kalt – das ist „Kapha-Zeit“! Oft kommen Erkältungen mit Husten und Schnupfen einher. Tatsächlich tut es hier gut nach dem Schlemmen um die Weihnachtszeit den Körper und die Verdauung zu entlasten, auf zu „Schweres“ zu verzichten. Obwohl man sich vielleicht eher nach Rückzug und „Nichts-tun“ fühlt, wäre eine aktivierende, anregende Yogapraxis jetzt genau das Richtige!


Früh-, Hoch- und Spät-Sommer (Juni – September):

Sommer = Sonne = Hitze = Feuer = „Pitta-Zeit“! Bei so viel Wärme sehnt man sich nach Abkühlung. Kein Wunder, dass man in den Sommermonaten sowieso mehr Lust auf leichte Speisen, luftige Kleidung und weniger Aktivität hat. All das braucht es nämlich, um das vorherrschende Pitta auszugleichen. Auch eine kühlende, leichte Yogapraxis macht hier großen Sinn, die einen nicht noch zusätzlich zum Schwitzen bringt.


Ayurveda und Yoga – ein „Dreamteam“!


Natürlich gibt es noch so viele weitere spannende Aspekte, die sich nennen ließen und aufzeigen, wie wunderbar Yoga und Ayurveda zusammenspielen. Ich hoffe, dass ich euch hiermit etwas Lust auf das Thema machen konnte.


Am 20.10. wird sich in unserem „Sunday Special“ übrigens alles um den Ausgleich von Vata drehen, der uns in der gerade ankommenden Herbstzeit guttut. Erdende Haltungen, eine beruhigende Endentspannung und ein Tässchen wärmenden Tee inklusive.


Ich freue mich, wenn ihr dabei seid!


Namaste,


 

Maren unterrichtet im Yogaladen mittwochs von 18:00-19:30 Uhr Hatha Flow.

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